Diversity
Gemüse- Diversity
1.Der Samen als Basis der Ernährung
Während mindestens 12.000 Jahren haben die Bauern und Bäuerinnen der ganzen Welt ihr eigenes Saatgut hergestellt, ausgewählt, verbessert und neue Sorten von Getreide, Gemüse, Früchten und Faserpflanzen gezüchtet. Gleichzeitig respektierten die Bauern Mutter Erde. In alten Zeiten sprach man nicht vom "Schutz genetischer Reserven" und von "nachhaltiger Landwirtschaft": Man wusste instinktiv, dass eine Zivilisation, die ihr Saatgut verliert und ihre Böden zerstört, im Begriff steht, zu sterben. Seit mehr als einem Jahrhundert zerstört die Agrochemie die Samenproduktion und die althergebrachten Sorten. Gleichzeitig ersticken sie die landwirtschaftlichen Böden mit starken Giften. diese vier umsatzstärksten Unternehmen kontrollieren den Markt: 1. Syngenta( übernommen von chinesischen Staatsunternehmen Chemchina ) -2. Bayer ( nach Übernahme von Monsantos 2018),3.Corteva ( Fusion von Dupont + Dow Chemicals)4. BASF
2.Was
ist ein F1-Hybrid?
Die F1-Hybriden wurden ausschließlich von und für die Agro-Industrie
eingeführt. Sie sind in erster Linie an die Monokultur angepasst:
· weil
sie keine "lebensfähigen"
Nachkommenschaft produzieren, kreieren die Saatgut-Multis einen Markt der
Abhängigkeit, der den jährlichen Kauf
von Saatgut nötig macht
· weil
sie nicht anpassungsfähig sind ,
profitieren die Chemiekonzerne doppelt:
Pestizide+ synthetische Dünger werden ebenso gebraucht.
3. Die Situation heute-
Die meisten Bauern in den ärmsten Ländern haben keinen Zugang mehr zu freiem
und fruchtbarem Saatgut. Ihre traditionellen, bäuerlichen Sorten wurden
in den letzten Jahrzehnten von der agrochemischen Industrie durch moderne
hybride F1 * -Sorten und „genetisch veränderte Organismen“(GVO)(GMO in Franz.)
ersetzt. Diese Sorten erzeugen eine Abhängigkeit und zwingen die Landwirte,
ihr Saatgut jedes Jahr neu zu kaufen. Es führt zum Verlust der Biodiversité
(Vielseitigkeit, Bandbreite der Samen ) und somit zwangsläufig zur
Zerstörung der freien Landwirtschaft.
4. Was passiert auf europäischem Boden?
Ab etwa 2022 ist ein
neues Saatgut- Verkehrsrecht angestrebt. 12 neue EU- Richtlinien sollen das „Inverkehrbringen
von Pflanzenvermehrungsmaterial“ regeln
. So sperrig wie sich schon die Formulierung anhört, so ungerecht ist sie auch
gegenüber Kleinproduzenten . Es geht um teure Pre-Marketing- Registrationen,
welche von kleinen biologischen Saatproduzenten nicht erbracht werden können.
Vielfalt (Sortenvielfalt, Artenvielfalt, genetische
Vielfalt) wird so in bürokratische Nischen verdrängt . Gleichzeitig führen die
Neuregelungen zu einer Benachteiligung von „Sorten“ (Populationen), die einen
umweltfreundlichen, ressourcenschonenden Anbau und eine „natürliche“ Anpassung
an den Klimawandel ermöglichen. Im Herbst(2021 steht der
Legislativer Vorschlag an, in
Quartal 4 2021 sollen die Verhandlungen im Rat (AGRI) und im EU Parlament beginnen. Davon
unabhängig besteht die Forderung, dass das Europäische Patentamt (EPA) jetzt
rasch Maßnahmen ergreift, um die Interessen der Allgemeinheit zu schützen und
die Saatgut-Monopole zu stoppen. Wir fordern eine grundlegende
Änderung im Europäischen Patentrecht bei Biotechnologie und Pflanzenzüchtung:daraus
gewonnene Lebensmittel müssen durch eindeutige Regelungen von der
Patentierbarkeit ausgeschlossen sein!
5. Was können wir tun ?
Wir müssen eine Entwicklung und Kurswende zu Bio- Samen hervorrufen. Deren Widerstandsfähigkeit (Resilienz) ermöglicht es, sich an die verschiedenen Bedingungen( Klima/Region …) anzupassen und sie bringen eine größere Diversität/ Vielfalt hervor. Tipp: Versucht selbst, Samen zu züchten - das ist interessant und macht Spaß! Verteilt eure Samen auch an Freunde und Nachbarn und tauscht auf Samentauschbörsen, die es auch mehrmals im Jahr in vielen Deutschen Großstädten gibt. Ihr könnt auch Bio-Saat (z.B. von Bingenheimer Saatgut/Demeter/Dreschflegel) besorgen, denn das darf fruchtbar sein und sich fortpflanzen und kann so die guten Eigenschaften weitergeben. Die Gemeinschaftsgärten verfolgen übrigens ebenso wie die Gartenarchen das Ziel, die natürliche Vielfalt zu bewahren und zu fördern. Die Pflanzen wachsen dann angepasst an Boden und Klima der Region, so wie es den natürlichen Bedürfnissen entspricht.